Gedenken am Jahrestag der Verabschiedung der „Nürnberger Rassengesetze“: Marcus König und Erich Schneeberger mahnen zur Wachsamkeit gegen Rechtsextremismus

20/09/23

Aus Anlass des 88. Jahrestages der Verabschiedung der „Nürnberger Rassengesetze“ hatte die Stadt Nürnberg gemeinsam mit dem Verband Deutscher Sinti und Roma, Landesverband Bayern, am 15. September um 11.30 Uhr zum Gedenken an die Opfer geladen. Unter den Gästen am Mahnmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma waren viele Vertreter*innen aus Politik und Zivilgesellschaft, darunter Joachim Hamburger, Vorsitzender der Israelitischen Kultusgemeinde Nürnberg, und Stephan Doll, Vorsitzender der Allianz gegen Rechtsextremismus. Mit der Ausweitung der „Rassengesetze“, die sich zunächst gegen Jüdinnen und Juden gerichtet hatten, wurden 1936 auch die Sinti und Roma zu Menschen zweiter Klasse erklärt, Verbindungen zu „Deutschblütigen“ wurden untersagt, viele Angehörige der Minderheit wurden in der Folgezeit wegen „Rassenschande“ in Konzentrationslager deportiert.

In unmittelbare Nähe zum ehemaligen Kulturvereinshaus, in dem die Nürnberger Rassengesetze 1935 beschlossen wurden, ergriff zunächst Erich Schneeberger das Wort. Der Vorsitzende des Landesverbandes Deutscher Sinti und Roma rief zum Zusammenstehen auf: „Vor den fürchterlichen historischen Erfahrungen, die unsere Minderheit machen musste, verfolgen wir heute mit großer Sorge, dass rechtsradikale Parteien und so genannte ,Bewegungen‘ in Europa immer mehr um sich greifen. Ihre Parolen finden bis in die Mitte der Gesellschaft Widerhall. Der Anlass der heutigen Gedenkveranstaltung muss uns allen Mahnung sein, alles zu unternehmen, damit es nie wieder zur Ausgrenzung, Verunglimpfung und letztendlich Verfolgung von ganzen Bevölkerungsgruppen kommt!“

Oberbürgermeister Marcus König bekannte sich anschließend zur historischen Verantwortung der Stadt Nürnberg: „Zu der Geschichte unserer Stadt gehört ohne jede Beschönigung die Zeit des Nationalsozialismus. Heute versteht sich Nürnberg als Stadt des Friedens und der Menschenrechte. Nicht als Selbstzweck, sondern damit sich furchtbare Dinge wie die Nürnberger Gesetze nicht wiederholen. Lassen sie uns gemeinsam gegen jede Form von Diskriminierung, Rassismus und Antiziganismus vorgehen“. Beide Redner begrüßten in diesem Zusammenhang die neu eingerichtete Melde- und Informationsstelle Antiziganismus (MIA) in Bayern, die das Dunkelfeld um antiziganistische Vorfälle aufhellen soll. Im Anschluss an die Ansprachen legen Marcus König und Erich Schneeberger Kränze am Mahnmal nieder.