Gedenken an den Hungerstreik deutscher Sinti in Dachau 1980

10/04/25


Am 4. April lud die KZ-Gedenkstätte Dachau zu einem feierlichen Gedenken an den Beginn des Hungerstreiks vor 45 Jahren. Sinti, die den Holocaust überlebt hatten, und ihre Unterstützer*innen kämpften damals für ein Ende der polizeilichen Sondererfassung, die Herausgabe von NS-Akten und die Anerkennung des Völkermords an der Minderheit.


Bei der Gedenkveranstaltung sprachen Erich Schneeberger, Vorsitzender des Bayerischen Landesverbands Deutscher Sinti und Roma, und Dr. Brigitte Hammermann, Leiterin der KZ-Gedenkstätte Dachau. Gemeinsam mit Dotschy Reinhardt, stellvertretende Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, legten sie Kränze für die Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung nieder. Erich Schneeberger erinnerte daran, dass die Stigmatisierung von Sinti und Roma nach dem Ende der NS-Herrschaft nicht aufhörte. Unter anderem die sogenannte „Zigeunerpolizei“ des Bayerischen Landeskriminalamts, die später in „Landfahrerzentrale“ umbenannt wurde und von 1946 bis 1965 tätig war, schikanierte Sinti und Roma, wobei einige Beamte direkt an ihre Tätigkeit in der Zeit des Nationalsozialismus anknüpften und als Gutachter in Entschädigungsverfahren mitwirkten.


Der Hungerstreik vom 4. bis 11. April 1980 in der Evangelischen Versöhnungskirche auf dem Gelände der Gedenkstätte gilt als Meilenstein der Bürgerrechtsbewegung deutscher Sinti und Roma. Er lenkte die öffentliche Aufmerksamkeit auf die fortgesetzte Diskriminierung der Minderheit und legte damit einen wichtigen Grundstein für die spätere Anerkennung des Völkermords durch die Bundesregierung. Doch Erich Schneeberger betonte, dass damit nicht etwa die Diskriminierung endete: „Bis in die jüngste Vergangenheit wurden immer wieder Fälle von Sondererfassung durch die Polizeibehörden bekannt.“


Teil der Gedenkveranstaltung war auch ein Gottesdienst mit Landesbischof Christian Kopp und Pfarrer Dr. Björn Mensing; zudem bot ein Rahmenprogramm mit Workshops und Führungen die Möglichkeit, sich über die Verfolgung der Sinti und Roma sowie über die Bürgerrechtsarbeit zu informieren. Ein weiterer Höhepunkt waren die Zeitzeugengespräche, unter anderem mit der Sozialarbeiterin Uta Horstmann, die sich 1980 am Hungerstreik beteiligt hatte.

Dieser Anlass wurde von BR24 in einem Beitrag festgehalten, der bis zum 04.05.2025 in der ADR Mediathek zu sehen ist.